Gold-Rallye 2025: BIZ sieht wachsenden Einfluss privater Anleger

Gold-Rallye 2025: BIZ sieht wachsenden Einfluss privater Anleger

Der Goldmarkt hat in den vergangenen Monaten eine dynamische Aufwärtsbewegung erlebt. Seit Anfang September, dem Startpunkt der Analyse der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), ist der Goldpreis um rund 20 Prozent gestiegen. Die BIZ kommt in ihrem jüngsten Quartalsbericht zu dem Ergebnis, dass vor allem Privatanleger diese Rallye erheblich verstärkt haben. Gleichzeitig zeigt die Analyse, dass Gold zeitweise weniger als sicherer Hafen fungierte und stärkere spekulative Züge annahm.

Privatanleger verleihen der Rallye zusätzlichen Schub

Nach Einschätzung der BIZ wurde der Preisanstieg zunächst durch institutionelle Investoren mit Absicherungsbedarf ausgelöst. Die starke Dynamik entwickelte sich jedoch vor allem durch trendfolgende Privatanleger, die verstärkt kurzfristige Kursbewegungen aufgriffen.

Die BIZ verweist auf deutliche Portfolioströme, die auf ein wachsendes Engagement dieser Anlegergruppe hindeuten. Diese sogenannten „trend-chasing investors“ reagieren meist sensibel auf mediale Aufmerksamkeit und verstärken dadurch bestehende Marktbewegungen.

Wesentliche Beobachtungen der BIZ:

  • Gold stieg parallel zu klassischen Risikoanlagen wie Aktien.
    Der Markt entfernte sich zeitweise von seiner Rolle als reiner Sicherheitsanker.
  • Die Kursdynamik erinnerte stärker an spekulative Bewegungen als an traditionelle Marktmechanismen.

Parallele Kursgewinne von Gold und Aktien als historisch seltenes Muster

Typischerweise zeigt Gold in Phasen starker Aktienmärkte eine gedämpfte oder sogar gegenläufige Entwicklung, da in solchen Marktphasen die Nachfrage nach sicheren Anlagen sinkt. Die jüngsten Bewegungen weichen jedoch von diesem Muster ab: Gold und Aktien legten gleichzeitig deutlich zu.

Die BIZ spricht in diesem Zusammenhang von einer „explosiven Phase“, da beide Anlageklassen parallel stark gestiegen sind. Ein solches Verhalten wurde laut den historischen Daten der BIZ in den vergangenen fünf Jahrzehnten nur selten beobachtet.

Die Ökonomen verweisen zudem auf Risiken:

  • Parallele Rallyes können auf überzogene Marktbewegungen hindeuten.
  • Historische Beispiele wie 1980 zeigen, dass starke Übertreibungen oft in deutliche Korrekturen übergehen.
  • Zeitpunkt und Ausmaß solcher Korrekturen bleiben schwer vorhersehbar.

Makrotreiber verstärken die Nachfrage nach Gold

Mehrere übergeordnete Faktoren unterstützten den jüngsten Preisanstieg zusätzlich. Laut BIZ gehören dazu insbesondere:

Erwartungen sinkender Zinsen:
Die Aussicht auf eine lockerere Geldpolitik reduzierte die Opportunitätskosten der Goldhaltung und erhöhte den Risikoappetit an den Märkten.

Starke Entwicklung an den Aktienmärkten:
Vor allem Technologie- und KI-Werte trieben die großen Indizes nach oben. Trotz der starken Gewinne blieb die Skepsis gegenüber hoch bewerteten Titeln bestehen, was institutionelle Anleger veranlasste, Gold zur Absicherung einzusetzen.

Neue Emissionen am Anleihemarkt:
Mehrere Industrieländer brachten zwischen September und November große Mengen neuer Staatsanleihen auf den Markt. Dadurch veränderten sich etablierte Renditeabstände, und sogenannte „Convenience Spreads“ verringerten sich deutlich.

Hedgefonds-Aktivitäten:
Die BIZ beobachtete verstärkte Relative-Value-Strategien mit Staatsanleihen und Zins-Swaps. Solche Positionierungen können indirekt die Liquidität und Preisbildung anderer Märkte beeinflussen, auch die des Goldmarktes.

Gold zwischen Absicherung und spekulativem Verhalten

Für die BIZ ergibt sich ein Gesamtbild, in dem Gold aktuell zwei Rollen gleichzeitig einnimmt. Einerseits bleibt das Edelmetall ein zentrales Instrument zur Absicherung gegen wirtschaftliche und geopolitische Risiken. Andererseits zeigen die jüngsten Bewegungen deutliche Merkmale spekulativen Verhaltens.

Die gleichzeitige Rallye von Gold und Risikoanlagen unterstreicht diese Entwicklung. Aus Sicht der BIZ weicht der Markt damit vom traditionellen Muster ab, nach dem Gold vor allem in unsicheren Phasen steigt und bei starken Aktienmärkten an Attraktivität verliert.

Wichtige Hinweise der BIZ:

  • Spekulationsphasen können abrupt enden.
  • Gold ist langfristig nicht immun gegenüber Bewertungszyklen.
  • Analysen früherer Marktphasen zeigen, dass starke Übertreibungen Korrekturen nach sich ziehen können.

Ein komplexerer Markt als üblich

Die Analyse der BIZ macht deutlich, dass der aktuelle Goldmarkt mehrschichtig ist. Gold wird weiterhin zur Absicherung genutzt, gleichzeitig aber auch als momentumgetriebenes Spekulationsinstrument gehandelt.

Der jüngste Preisanstieg spiegelt deshalb nicht nur geopolitische Risiken oder Erwartungen an die Geldpolitik wider, sondern auch das Verhalten privater Anleger und institutioneller Strategien. Ob sich daraus eine größere Marktübertreibung oder lediglich eine Zwischenphase eines längerfristigen Trends entwickelt, bleibt offen. Klar ist jedoch, dass sich der Charakter des Goldmarktes spürbar verändert hat.

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